Folge 4: Geldschöpfung und EZB

Wir knüpfen an die letzte Folge an und beschäftigen uns dieses Mal mit der Geldschöpfung und der Europäischen Zentralbank (EZB). Weil Geld kein Wert an sich ist, kann es durch Banken generiert werden. Die EZB kontrolliert den Prozess und strebt eine jährliche Inflation von 2% an.

Die Rechnung zeigt, wie die multiple Geldschöpfung funktioniert. Ausgangspunkt bilden in dem Modell 100€ Einlagen und 10% Reserven. Im weiteren Schritt wird berechnet wieviel Geld bei 100€ und 2% Reserven generiert werden kann und bei 1% Reserven.

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  • Die Geldschöpfung wird sehr schön bei Mankiw/Taylor „Grundzüge der Volkswirtschaftslehre“ Kapitel 29 „Das monetäre System“ erklärt.
  • Die FAZ hat auch einen Artikel dazu: „Geldschöpfung- Wie kommt das Geld in die Welt?“
  • Die Bundesbank informiert über die Anreize von Zinsen.
  • In der taz wird über das Problem, dass es keine Anreize gibt das viele geschöpfte Geld auch auszugeben, geschrieben.

  • Zu der Unabhängigkeit: Der EZB-Präsident wird vom Europäischen Rat gewählt. Neue Mitglieder des EZB-Direktoriums werden von den nationalen Finanz- und Wirtschaftsministern empfohlen.

  • Eine Diskussion, ob es statt den obersten Zentralbänkern nicht feste Regeln für die Geldpolitik geben sollte und inwieweit überhaupt geldpolitisch versucht werden sollte, auf Konjunkturschwankungen zu reagieren, findet sich im letzten Kapitel von Mankiw/Taylor „Grundzüge der Volkswirtschaftslehre“

2 Gedanken zu „Folge 4: Geldschöpfung und EZB“

  1. Hallo Anja, Hallo Felix,

    ich muss schon wieder gleich einspringen.

    # Eine Bank verleiht keine Einlagen!
    Eine Bank verleiht keine Einlagen. Eine Bank verleiht keine Einlagen. Merksatz!
    https://www.kreditopferhilfe.net/docs/S_and_P__Repeat_After_Me_8_14_13.pdf
    Und das stimmt tatsächlich. Banken verleihen tatsächlich keine Einlagen. Banken schöpfen Geld völlig neu, da werden keine Reserven dafür verwendet. Es wird nur so wahrgenommen, weil eine Bank an die Mindestreserve-Pflicht gebunden ist. Das stellt lediglich die Grenze dar. Theoretisch und praktisch hat das Kreditgeschäft aber nichts mit Einlagen zu tun, sondern ist getrennt voneinander zu betrachten.

    # Multiplikator.
    Das mit dem Multiplikator ist richtig, mit Betonung darauf, dass das Geld immer bei anderen Banken eingelegt wird, nie bei einer selben Bank.

    # Geldschöpfung ohne Kredit.
    Danke. Sehr gut! Das begreifen nicht sehr viele.

    # Mario Draghi.
    Bitte nicht verwechseln. Mario Draghi und EZB sind zwei verschiedene Dinge. Warum Mario Draghi kritisiert wird, liegt an etwas völlig anderem als warum man die EZB-Politik kritisiert.

    Mario Draghi wird kritisiert, weil der von GoldmanSachs kommt und man ihm damit nicht vertraut. Auch der Grund warum er vor seinem Amtsantritt einen gerichtlichen Prozess hatte.

    Die EZB wird deswegen kritisiert, weil sie die Leitzinsen niedrig hält. Das sorgt auf dem Markt dafür, dass Sparer um ihre Zinsen „betrogen“ werden. Das regt sie auf. Angeblich wegen der trotzdem vorhanden Inflation (die frisst ihr Guthaben nämlich auf .. praktisch fressen sie ihre Guthaben aber selber auf, weil die Inflation viel zu gering ist um so sehr ins Gewicht zu fallen).

    Warum macht die EZB das? Die EZB hat ein Ziel: Inflation auf etwa 2% halten, etwas darunter (im Gegensatz zur FED, die sich zum Beispiel nebenbei auch auf die Beschäftigung konzentrieren muss). Man sagt in der VWL ist es so, wenn die Unternehmen gut laufen und gut investieren, dann gehen die Löhne hoch und somit steigt auch die Inflation (Preisanstieg von Gütern). Wenn dieser Trend zu stark wird, ist die EZB angehalten die Zinsen zu erhöhen damit die Wirtschaft ihre Investitionen beschränkt und somit Löhne und Inflation ausgebremst werden und zurückgehen. Derzeit droht uns aber das gegensätzliche Problem: Deflation. Die Inflation ist so niedrig (auch dank der deutschen Niedriglohnpolitik und Arbeitsmarkt, befristete Verträge usw.), dass sie droht in eine Deflation umzukippen. Warum das gefährlich ist: Bitte in meinem Kommentar zur letzten Folge nachlesen. Jedenfalls versucht die EZB nun mit „aller Macht“ die Inflation nicht unter 0 fallen zu lassen und bestenfalls wieder an die 2% anzuheben. Dazu stehen ihr 2 Instrumente zur Verfügung: Zinssätze (3 verschiedene: Leitzins, kurzfristige Kredite, und einen Einlagezins auf Reserven) und Reserven. Die EZB hält den Leitzinssatz niedrig, damit der Privatsektor (Haushalte und Wirtschaft) die niedrigen Kreditzinsen wahrnehmen um zu investieren und damit die Wirtschaft, die Löhne und die Inflation anzukurbeln (Problem: Niedriglohnpolitik & Austeritätspolitik in Europa: Die Reichen wollen sparen und die „Armen“ sollen sparen). Gleichzeitig sichert die EZB allen Banken jederzeit jede Menge an Reserven zu. Warum? Weil wir eine Finanz- und Bankenkrise in Europa hatten und die maßgeblich davon gekennzeichnet ist, dass sich die Banken untereinander nicht mehr trauen. Also sich gegenseitig auf dem Interbankenmarkt keine Kredite bzw. Zahlungsaufschübe mehr gewähren. Problem dabei ist, dass wenn eine Bank Pleite geht, andere Banken mit Pleite gehen können, was die Wirtschaft komplett kollabieren ließe (die sogenannte „Systemrelevanz“). Um das zu verhindern überversorgt die EZB alle Banken mit Reserven, damit keine Bank auch nur auf die Idee kommt ihre Verpflichtungen nicht zahlen zu können und somit ein Bankenzusammenbruch verhindert wird.

    Einschub: Die Zinssätze:
    Derzeit liegt der Leitzins bei 0,00%. Der Übernachtleihe-Zins liegt bei 0,25% (Spitzenrefinanzierung) und der Einlage-Zins liegt bei -0,40% (auf Reserven).

    Wir sehen: Es stehen zwei Politiken gegeneinander gegenüber. Einmal die Niedrigzins- und Reserve-Politik der EZB, die versucht die Inflation zu retten. Auf der anderen Seite Schäuble, der Europa eine Sparpolitik aufzwingt, die im „armen“ Europa die Wirtschaft unterdrückt, und gleichzeitig in Deutschland mit der Niedriglohnpolitik insgesamt dafür sorgt, dass die Inflation im Keller stecken bleibt. WENN hier also irgendwer zu kritisieren ist, neben Draghis Herkunft von GoldmanSachs, dann Schäuble mit seiner Europa-Zugrunderichtungspolitik. Die EZB geht schon an ihre Limits, sie kann nicht noch mehr machen. Sie macht schon alles, wo nur geht. Bald kauft sie sogar wieder griechische Staatsanleihen um wenigstens den Griechen wieder ein bisschen zu helfen. Aber all das wird nichts bringen solange Deutschland an diesem Sparkurs und Niedriglohnkurs festhält. Dumm nur, dass diese Austeritätspolitik den Ländern nicht hilft sich zu regenerieren, sondern ihnen zusätzlich schadet, doppelt und dreifach über Ecken. Wie ich euch hoffentlich hiermit zeigen konnte.

    Das Problem ist also nicht die Politik der EZB, sondern die Politik von Deutschland (als wichtigste Wirtschaftsmacht in Europa).

    # Ist die EZB unabhängig?
    Tja. Die Politik der EZB ist zumindest komplett gegensätzlich zu dem was Deutschland macht und fordert. Daraus kann man ihr jedenfalls keinen Strick häkeln.

    Eine Regelbindung ist nicht zielführend. Eine Volkswirtschaft und mehrere Volkswirtschaften umso mehr, sind sehr flexibel und ehm .. Wort vergessen, unterliegen einem dauernden Veränderungsprozess. Mit einheitlichen Regeln wird man die nicht darauf festnageln lassen können. Neuseeland zum Beispiel hat ein interessantes Konzept: Dort wird ein Ziel formuliert und der Zentralbank-Chef hat nur eine Aufgabe: Dieses Ziel zu erreichen/einzuhalten (Inflation). Welche Mittel er dazu anwendet, ist ihm überlassen. Wenn er das Ziel nicht erreicht, aus eigenem Verschulden, dann wird er entlassen. Ich habe gehört, dass dieses Konzept ziemlich gut funktionieren soll. Aufgrund der Entlassung wird dieses Amt unabhängig von der Person mit sehr viel Glaubwürdigkeit versehen, sodass die Wirtschaft die Maßnahmen der dortigen ZB tatsächlich ernstnehmen soll.

    # Thema Trump.
    Warum? Über Trump reden in einem Wirtschaftspodcast ist sinnlos. Gut, die Rechtspopulisten, könnt ihr ja mal das AfD-Programm durchkauen. Rechnet aber damit, dass ihr damit viel Hass ernten werden von etwaigen Mithörern (nicht von mir). xD

    Grüße ^^

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